Rezension: ‘Der gute Mensch von Sezuan’ von der Schaubühne
Was ist denn hier los? Die Regisseurin Frederike Heller inszeniert einen klaren, unterhaltsamen Guten Menschen von Sezuan, in dem sie fragt was es heißt ‘gut’ genannt zu werden, und fast alle deutschen Kritiker setzen die Vorstellung als ‘Veralberung’, ‘Mätzchen’ oder sogar als eine ‘Kasperleshow’ herab.
Am Anfang sieht die Bühne aus, als ob hier ein Konzert statt einer Theatervorstellung stattfinden soll: nur die Instrumente des Postrock Trios ‘Kante’ und einige Stuhle stehen herum. Die Darsteller speilen auf eine weise die ich nur als ‘niederländisch’ umschreiben kann: lässig und locker sprechen sie den Text Brechts, mit ironischer Distanz spielen sie die vielen Doppelrollen des Lehrstücks über die von den Göttern als ‘Guter Mensch’ ausgewählte Prostituierte Shen Te.
Aber die interessante Perspective der Regisseurin zeigt sich in dem Moment, als die drei Götter Sehn Te auswählen und ihr eine große Geldsumme schenken: ein Bühnenportal mit glänzendem Showvorhang senkt sich herab, glitzerndes Silberkonfetti wird gestreut. Als ‘Gute’ ausgesucht zu werden ist offensichtlich nich sehr viel anders als bei Deutschland sucht den Superstar zu gewinnen. Mit diesem Regieeinfall stellt Heller nachvollziehbar Brechts klaren Gegensatz zwischen Gut und Böse in Frage.
Die Kritiker sahen diese Showeffekte nur als oberflächliche Unterhaltung, aber Heller benutzt sie zugleich als Mittel und Zweck. Die drei Stunden sind richtig kurzweilig und geben dabei genugend Stoff zum Nachdenken.